Es geht die Geschichte um, dass meine Großmutter aus Brandenburg an der Havel in der ehemaligen DDR das Polizeirevier meines Vaters in West-Berlin mit selbst eingemachten Salzgurken versorgt hat, weil sie so lecker waren. Sie kam aus der Nähe von Posen, und heute würde man sagen, es sind Salzgurken auf polnische Art oder „Ohne Kochen“. Das Rezept dafür ist leider nicht überliefert, aber ich habe von einer Freundin aus Polen leckere saure Gurken und ein paar Tipps mitgebracht, wie auch Dir ganz einfach gesunde und leckere Salzgurken im Glas ganz schnell gelingen.

Rezept für ein Glas mit 1,5 Liter Inhalt

  • Gurken in kaltem Wasser waschen
  • 2 Knoblauchzehen mit Schale der Länge nach aufschneiden
  • ein großes Eichenblatt, optional Kirschblätter (machen die Gurken fester durch Tannine)
  • Dill mit Samenständen als Ganzes und optional ein Lorbeerblatt oder eine getrocknete Chillischote ins Glas legen
  • mit den größten Gurken unten anfangen, die bleiben ja im Glas am längsten liegen
  • in 1 Liter Wasser (am besten Osmosewasser oder abgekochtes Wasser) ca. 20 Gramm Salz auflösen (zur Berechnung kannst Du auch meinen Salzrechner nutzen)
  • ein paar Spalten Meerrettich oben auflegen
  • 1 bis 2 Tage das Glas ohne Deckel lassen, dann verschliessen
  • schon nach weiteren 3 Tagen sind die Gurken fertig, und können verzehrt oder in den kühlen Keller oder in den Kühlschrank gestellt werden
  • Nach dem Verzehr der Gurken kann die Lake zum Kochen einer leckeren Suppe genutzt werden oder wird mit dem Rand von Schwarzbrot zu einem erfrischenden Getränk fermentiert
  • auf dieselbe Art und Weise kann auch rote Bete im Ganzen fermentiert werden
  • Variation aus Ungarn: Tomaten und Paprika hinzufügen

Übrigens ist „Gurke“ eines der wenigen Worte, die wir aus dem polnischen Sprachgebrauch übernommen haben, „Saure Gurken heissen“ dort „Ogórki Kiszone“. Ich habe bisher kein wildes Ferment erlebt, was so viel gegärt und gesprudelt hat, wie dieses hier. Deswegen achte auf einen Untersatz, damit deine Salzgurken auf polnische Art nicht überlaufen.

P.S. Ich bin ja selten in einem Schnellrestaurant und noch seltener esse ich dort etwas Burger-Ähnliches. Letztens habe ich dann doch mal eine vegane Variante probiert, und das leckerste dabei war die saure Gurkenscheibe, die verdammt nach der selbstgemachten Variante schmeckt, oder?

Fermentier Martin
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